Dr. Anton von Gasteiger zu Rabenstein und Kobach | Villanders | Süd-Tirol CD Mut zur Treue kaufen
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Erklärung einiger Kirchlichen Festtage

Schützenkompanie Anton von Gasteiger Villanders | Süd-Tirol

                                                                       DAS  HERZ  JESU

 

Was steht in den Evangelien?

 

Jesu Tod am Kreuz war vollendet, der Vorhang des Tempels zerriss, und die Erde bebte. Im Augenblick, da Jesu Seele den Tempel des Leibes verließ, geschahen diese Zeichen. Es vollzog sich eine innere Unruhe, die Felsen spalteten, und die Gräber öffneten  sich. Eine tiefe Finsternis kam über das Land. Jesus zeigte sich als einer, der den Tod aus freien Stücken auf sich nahm. Den Hauptmann, der die Aufsicht über den Vollzug der Kreuzigung hatte, befiel Grauen und Schrecken; doch er ging mutig hindurch und gelangte in das Land des Glaubens: “Fürwahr, dieser Mensch war der Sohn Gottes!“

 

Die Zuschauer unter dem Kreuz waren verstummt, denn sie erkannten, dass der Sterbende am Kreuz der Anlass für die schrecklichen Naturereignisse war. Sie schlugen an die Brust, eilten in die Stadt zurück, wie man vor einem schweren Unwetter in die Häuser flüchtet.

 

Nicht nur die Mutter Jesu und Johannes konnten jetzt ohne Behinderung zum Kreuz herantreten. Den Pharisäern lag es am Herzen, möglichst bald die letzten Spuren dieses Jesus zu vertilgen. So erschien eine Abordnung vor Pilatus und bat um Entfernung der drei Leichen. Den Tod der Gekreuzigten, die sonst noch oft ein bis zwei Tage lebten, wollte man sicherstellen, indem man ihnen die Gebeine zerschlug. Soldaten erhielten also Befehl, dies zu tun: Sie zerschlugen den beiden Schächern die Gebeine und traten dann erst vor Jesus hin; beim genaueren Hinschauen erkannten sie aber, dass er gestorben war. Um ganz sicher zu sein, trat ein Soldat hin und führte die Lanzenspitze von der rechten Seite her in das Herz, und „sogleich floss Blut und Wasser heraus“, sagt der Apostel Johannes.

 

Nun wurde Jesus begraben: Zuvor aber brachte man etwa 30 kg Spezereien, eine Mischung von Myrrhe und Aloe. Der Leichnam Jesu wurde vom Kreuz herab genommen und in den Schoß der heiligsten Mutter gelegt. Die Sonne stand schon ganz tief. Frauen gaben Jesus das Geleit, schauten aber bei der Bestattung selbst, die Sache der Männer war, nicht zu.

 

Am Sonntag nun, dem ersten Wochentag nach damaliger Zählung, gingen die Frauen in aller Frühe zu Grab. Die Sonne geht im April so gegen sechs Uhr über dem Ölberg auf. Die Frauen hatten, während sie durch die Gassen schritten, nur den einen Kummer: „Wer wird uns wohl den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“ Als sie die Grabkammer betraten, erfasste sie ein neuer Schrecken, und auf einmal standen zwei Männer vor ihnen, mit weißen Kleidern angetan, die sagen: „Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth. Er ist auferstanden, er ist nicht hier!“

 

Es war am vierzigsten Tag nach der Auferstehung, als Jesus Abschied von der Erde nahm. „Der gleiche Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist, wird einstens, wie er aufgefahren ist, wiederkommen!“ Die Apostel hatten inzwischen viel gelernt: Sie wussten, dass Jesus auch dann nahe ist, wenn sie ihn nicht sehen.

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Herz Jesu in der Geschichte Tirols

 

Wenn man also die Berichte der Evangelien, wie gerade beschrieben, kennt, dann versteht man auch, was die Tiroler taten, wenn sie sich 1796 dem Herzen Jesu weihten und man in Tirol seither das Herz-Jesu-Fest aufs feierlichste begeht.

 

Man braucht nur einmal in aller Sammlung und Stille den Text des Herz-Jesu-Bundesliedes zu lesen, das Ignaz Mitterer 1896 vertont hat. Die Not in Tirol war groß, der Krieg stand vor den Toren, der gottlose Unglaube der Revolution sollte nicht ins Land eindringen dürfen. Da versprach man Treue und gelobte Glauben an das Herz Jesu: „Das geloben wir aufs neue: Fest und stark zu unserm Gott!“ Man mag höhnen,  spotten, lästern gar, der Glaube ist das Höchste weltweit. Nichts ist auch nur annähernd so wichtig, so ausschlaggebend für die Menschen als die Wahrheit, an die das Kreuz und das Herzblut Jesu uns erinnern. Ohne die Erlösung hätte auch das ganze übrige Leben keinen Sinn.

 

Und darum auch die große Glocke am Donnerstagabend und freitags drei Uhr Nachmittag, darum das Freitagfasten, die Karwoche, die Kreuzwegandacht, der schmerzhafte Rosenkranz. Denn die dankbare Verehrung und Anbetung, zu der uns diese Bräuche auffordern, gilt der wesentlichen Grundvoraussetzung unseres ewigen Heiles.

 

Darum nehmt euch vor, die Gelegenheiten zur Verehrung des Herzens Jesu zu benützen, an keinem Kreuz vorüberzugehen, ohne den Erlöser im Geist zu grüßen und im Herzen zu sprechen: „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. Denn durch dein Kreuz und Leiden hast du die Welt erlöst.“

 

Ob du ein schlichter Mensch bist, Familienvater oder Familienmutter, jung oder alt, Schütze oder ein mit allen Finessen der modernen Kultur und des modernen Lebens ausgerüsteter Mensch bist, für alle gilt ganz genau gleich derselbe Spruch, den sich der Dichter Strindberg, nachdem ihm alle übrigen Werte des Lebens zusammengebrochen waren, auf den Grabstein schreiben ließ:„Nur im Kreuz ist Heil. Amen“.

Verstehst du nun, worum es  mit dem Herz-Jesu-Fest geht?

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Herz-Jesu

 

Von Landeskurat Msgr. Josef Haselwanner

Heuer  begeht  Tirol die 200-Jahr-Feier des Gelöbnisses des Landes Tirol an das  göttliche  Herz  Jesu.  Der Bund der Tiroler Schützenkompanien hat aus diesem  Anlaß  für  sein Arbeiten das Motto gewählt: "Von den Fahnen in die Herzen!"  Damals  in der  Not, unter fremder Herrschaft, in der Kriegsgefahr suchte  man Hilfe bei Gott dem Herrn, man stellte sich unter seinen Schutz, man  betete um Frieden und Freiheit, und als äußeres Zeichen ihres Glaubens hefteten  unsere  Väter  das  Symbol des göttlichen Herzens auf viele ihrer Fahnen.  Es  war  dies  ein  äußeres  Zeichen  einer  inneren  Haltung  und Überzeugung.  Heute,  da  wir  Frieden  schon so lange haben wie niemals je zuvor,  da  können  wir  dies kaum noch begreifen; wir haben aber auch kaum noch  Zugang  zu dem, was "Herz Jesu" im tiefsten und letzten bedeutet. Die Symbole  sagen  uns  nicht mehr allzuviel, wir verstehen sie nicht mehr, es besteht  die Gefahr, daß sie wirklich nur mehr Zierat auf alten Fahnen sind und nicht mehr brennen in den Herzen der Gläubigen. Und so wäre es der Mühe und  der  Arbeit wert, sie wieder hereinzuholen in die Herzen der Menschen, denn in ihnen ist die Fülle und Tiefe unseres Glaubens enthalten.

In diesem Bild  vom göttlichen Herzen wird uns das gesagt, was Johannes in die kurzen Worte  faßt: "Gott ist die Liebe" (1 Joh 4,16). In einer Zeit der absoluten Gläubigkeit  an  die  Technik,  die  Wissenschaft  und den Fortschritt, des Konsumdenkens  und  des  Genießenwollens.  In  einer  Situation, in der der Mensch  vereinsamt,  kein  Ziel  mehr hat und oftmals auch keinen Sinn mehr findet,  in  der die Menschen verarmen (materiell und seelisch in der Welt) und  Gefühlskälte immer mehr um sich greift, Herzen in der Gefühlsarmut und  Gleichgültigkeit  aneinander  erstarren,  wo Heimat- und Geborgenheitssuche vergeblich  wird,  hier ist wiederum Herz gefragt, oder, wie es Bischof Dr. Stecher  einmal  ausdrückte:  "Herz  müßte  Trumpf  sein." Nicht Herzen aus Stein,  nein, solche aus Fleisch und Blut sind gesucht. Herzen, die von der Liebe  nicht  nur  sprechen, sondern sie einfach tun. Gelebte, praktizierte Nächstenliebe,  Kameradschaft, Miteinander und Füreinander, Solidarität ist gefragt.  All  das,  was  Getrenntes  zu  verbinden  und  vereinen mag; was Versöhnung  schafft  und  die  Kraft besitzt, zu verzeihen und zu vergeben; das,  was  bereit ist zu geben und zu schenken und zu opfern; was Vertrauen aufbaut  und  schenkt;  Hoffnung gibt, Zuversicht und Zukunft; all das, was Sinn finden und das Ziel des Lebens entdecken läßt, was aus der Endlichkeit und  Begrenztheit hinausweist in die Weiten des Lebens und der Zukunft, was den  Sprung  schafft  vom Diesseits ins Jenseits; das was zu finden wäre in der  Stille,  aber auch der Lärm der Welt nicht zum Schweigen bringen kann; was  wir  entdecken könnten im Wort Gottes und im Gebet.

Um das Teilen, das Schenken  - das seliger macht als das Nehmen -, um die Solidarität, die aus all  unseren  Abgründen,  Tiefen und Bitternissen. Wir können sie finden in den  Herzen  der Menschen, wenn auch manchmal verschüttet und arg vernarbt. Sie  leuchte  uns  aber  vor  allem  auf  im  Herzen  des  menschgewordenen Gottessohnes, im Herzen Jesu. Nach Johannes dem Evangelisten (19,34) hat es der  Hauptmann  unter dem Kreuz mit seiner Lanze geöffnet, und es floß Blut und   Wasser   heraus.   Ein  Lanzenstoß  ins  Zentrum  der  Welt  und  der Heilsgeschichte:  in  das  Herz des Herrn, in dem die Fülle wohnt und nicht die  Leere,  das  das  Leben  ist und nicht der Tod, in dem sich alle Liebe sammelt  und  konzentriert, in dem die Güte zu finden ist, jedoch kein Raum für Enge, Verneinung und Abgründiges. Hier im Zentrum der Welt und inmitten der Geschichte wird durch einen Menschen, der nicht weiß, was er die Quelle allen  Heils,  der Hoffnung und der Zukunft geöffnet. Wasser strömt hervor, das die Sünde der Welt abwäscht; Blut als Zeichen des Neuen Bundes, das uns Menschen  für  immer  mit  Gott  verbindet.  Der  Hauptmann unter dem Kreuz selbst,  die Kirchenväter, Theologen und unzählige Christen schauen seither staunend und ergriffen auf das durchbohrte Herz Jesu. In Not und Gefahr, in Leid  und  Bedrängnis nahmen sie zu ihm ihre Zuflucht, und in ihm sahen sie die  Quelle  und  das  Zeugnis  der  unergründlichen  Liebe  Gottes  zu uns Menschen.  Das  durchbohrte  Herz  zeigt  uns,  wie ernst es Gott meint. In diesem  geöffneten  Herzen  des Erlösers wird uns gesagt, daß es offensteht für  alle,  damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heils. In diesem Herzen  -  dem  Herzen Jesu - wird uns gesagt, daß Gott seine Liebe, die er uns  einmal  zugesagt,  niemals mehr zurücknimmt.

Karl Rahner sagt in einem Gebet:  "Am  Herzen  Jesu  wissen wir, wer Gott uns sein will, beglückendes Geheimnis  der  Liebe.  Wenn  er  uns  liebt,  ist  alle Herzensnot von uns genommen.  An seinem Herzen, in diesem Herzen wird unser Herz ruhig. Es ist da,  Herz,  an  dem selbst noch Diebe und Mörder Verzeihung finden." Es ist das Herz, in dem unsere tiefsten Nächte Tage geworden sind, weil es sie mit uns  getragen.  Es  ist  das  Herz,  in  dem  sich  alles in die eine Liebe verwandelt." Herz Gottes, Herz Jesu, Reichtum der Liebe, deren wir Menschen so  nötig bedürfen. In diesem Herzen wird uns gesagt, daß es offensteht für alle  und  daß  es für dieses Herz keine Grenzen und Hindernisse gibt. Herz Gottes,  das  Brücke  ist von Gott zu uns Menschen und umgekehrt. Aber auch Brücke von Mensch zu Mensch, auf daß sie eins werden und seien. Herz Gottes und  Herz  Jesu,  das  uns  aber auch in die Pflicht nimmt, Empfangenes und unverdient Geschenktes weiterzugeben an unsere Brüder und Schwestern, damit auch  wir nicht mehr für uns selber leben, sondern füreinander und für den, dessen  Herz so viele unserer Fahnen ziert; daß es von den Fahnen in unsere Herzen komme und Frucht bringe und Zeugnis gebe in Kirche und Welt

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Christi Himmelfahrt

 

Wenn wir von der Himmelfahrt Jesu sprechen, ist von unserer wirklichen Heimat die Rede, denn was wir hier unsere Heimat nennen, verdient ja diesen Namen gar nicht recht, ist ja nur ein zufälliges Reisequartier, das die meisten schon in diesem Leben oft genug wechseln, und das wir auch im besten Fall über kurz oder lang aufgeben müssen.

Bei der Himmelfahrt handelt es sich um die wirkliche, die ewige Heimat, um eine bleibende Ruhestatt, in die uns der Heiland vorausgegangen ist, wo er nun zur rechten Hand Gottes sitzt, das heißt an der Macht und Herrlichkeit des Vaters teilnimmt; dahin möchte er auch uns bringen und den Weg leicht machen.

Der Himmel ist eine ganz große, herrliche Gnade. Am Ende unseres Erdenweges kommt das Richtige, das Bleibende, die ewige Heimat, die ewige Ruhe, das ewige Glück. Und in dieser Heimat wartet einer und freut sich auf uns, kümmert sich um uns, schickt uns sogar Boten, Priester und Bischöfe, gläubige Eltern und Ehegatten, dass wir ja den Weg nicht verfehlen.

Man sieht also, welchen Trost uns der Glaube gibt, wie licht unsere Religion ist. Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist ein Bekenntnis zum ewigen Leben, der Glaube an die Himmelfahrt Jesu ist der Aufblick zur ewigen Heimat.

Ich bedauere den Mann, der auf eine Umfrage über den Wert der Religion antwortete: „Wir räumen mit diesem ganzen Schwindel gründlich auf. Die Pfaffen wollen uns auf den Himmel vertrösten. Wir pfeifen darauf. Wir überlassen den Himmel den Spatzen. Wir begnügen uns damit, die Erde zu erobern.“

Ja, wenn es für alle Menschen nur so einfach wäre, sich an der Erde zu erfreuen, denn damit hat es leider seine Haken: Viele Systeme wurden ausprobiert und keines machte die Erde zum Himmel; alles ist nur Illusion! Armut, Not, Krankheit, Streit, Mord, Ungerechtigkeit; daraus wird nie eine Heimat.

Wir stellen uns vor, dass für die Apostel die Einsamkeit nach der Himmelfahrt Jesu verhältnismäßig leicht zu ertragen gewesen wäre. In Wirklichkeit aber hatte dieses Fernsein Jesu für sie etwas Schmerzliches: Die Kraft des Heiligen Geistes musste sie stärken, dass sie es überhaupt aushielten. – Wer ist aber der Heilige Geist?

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Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes

 

„Ich glaube an den Heiligen Geist“, dieser Satz ist nicht zu trennen von den Sätzen „Ich glaube an Jesus Christus“, und ich „glaube an Gott Vater“. Die Kirche hat den Glauben ein für allemal festgelegt: Vater, Sohn und Geist haben ein Wesen und zwar das gleiche Wesen. Das eine Wesen eint Vater, Sohn  und Geist!

Was Vater, Sohn  und Geist unterscheidet,  umschreibt man mit der substantia. Mit diesem Wort wird das Ein-Anderer-Sein zum Ausdruck gebracht. Der Gott unseres christlichen Glaubens ist nur einer, allerdings in verschiedener Bezogenheit, die großartig so beschrieben wird: „Ich glaube, dass Gott Vater mich geschaffen, ich glaube, dass Gott Sohn mich erlöst, ich glaube, dass Gott Heiliger Geist mich geheiligt hat.“ Ein Wesen - drei Personen“. Ein Gott in drei Personen: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Keinesfalls aber drei Götter, es ist nur ein Gott.

Im Hymnus des Hrabanus Maurus (775-856) wird das meiste von dem zusammengefasst, was die Kirche lehrt, und was zum Wesen des Heiligen Geistes gehört, dessen Fest wir an Pfingsten feiern: „Der Gaben Vielfalt teilst du aus und waltest schaffend fort und fort, du kommst, wie uns verheißen ist, tust uns den Mund zum Zeugnis auf.“ – Weil das so ist, sollen wir täglich zum Heiligen Geist beten.

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Auszug aus dem Dorfbuch von Villanders, geschrieben von Mag. Sepp Kußtatscher, Villanders

Gottesdienste, Kreuzgänge und kirchliches Leben

Im Folgenden soll ein kurzer Einblick gegeben werden in eine Zeit, wo neben der vielfach
schweren Arbeit fast nur die Religion und die Kirche das Leben der bäuerlichen Gesellschaft geprägt haben. Wenn man bedenkt, dass bis 1899 die Gemeinde Villanders nur zwei
Lehrer für fast 200 Schulkinder angestellt hatte, und diese zwei Lehrer nebenher noch die
Funktionen des Organisten, Chorleiters, Kapellmeisters sowie des Gemeindesekretärs ausüben mussten, weiters auch für die Reinigung und Beheizung der Schule zuständig waren,
während für das religiöse Leben neben dem Pfarrer noch zwei Kooperatoren, ein bis zwei
Hilfspriester und ein Benefiziat (Frühmesser) beschäftigt waren, dann wird klar, wo damals
die Schwerpunkte lagen.
Laut Gottesdienstordnung von 1422 musste der Villanderer Pfarrer drei Priester anstellen, die „mit predig, mit peicht vnd anderer gaistlicher ordnung ain pfarre wol verwesen“. Im
Kirchenkalender von 1590 werden unter anderem folgende Vorschriften aufgelistet:
• Wenn mit der großen Glocke „zur bequemen Zeit Feierabend geläutet wird“ und jemand nicht sofort die Arbeit abbricht, so muss er zur Strafe zugunsten der Kirche einen Pfund Bienenwachs oder das entsprechende Geld abgeben.
• Auch soll jeder Hausbesitzer bestraft werden, der an den Kreuzgängen nicht teilnimmt
oder nicht zumindest jemand anderen seinerstatt schickt.
Und Kreuzgänge wurden viele abgehalten:1
– am Osterdienstag nach St. Leonhard in Kollmann
– am Markustag (25. April) nach Dreikirchen
– am Tag der Apostel Philipp und Jakob (1. Mai) nach Barbian
– am Hl.-Kreuz-Tag (3. Mai) nach Säben
– am Florianitag (4. Mai) nach Dreikirchen, später nach St. Anna
– am Montag vor Christi Himmelfahrt nach St. Johann (Johannser), später St. Valentin
– am Dienstag vor Christi Himmelfahrt nach St. Moritz
– am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt nach Dreikirchen, später St. Anna
– am Freitag nach Christi Himmelfahrt nach Brixen und Milland, später Maria Loreto
– am Pfingstmontag und -dienstag nach Dreikirchen und weiter nach Durnholz2
– am Dreifaltigkeitssonntag nach Latzfons
– am Freitag nach Fronleichnam „um die Felder der Gemeinde“3
– am „Aller-Wetter-Herrentag“ (26. Juni) nach St. Vigil bei Kastelruth
– am Ulrichstag (4. Juli) nach Lengmoos, später Gravetsch
– am „Aposteltheilungstag“ (15. Juli) nach Saubach
– am Magdalenentag (22. Juli) nach Dreikirchen4
– am Patrozinium des hl. Moritz (22. September) nach St. Moritz
– am Urbanitag (29. Juli) und am „Stephans-Erfindungs-Tag“ (wohl der 26. Dezember)
sollen alle „Capellen und Zukirchen“ mit den Kreuzen zur Pfarrkirche kommen und
dort den Gottesdienst besuchen.
• Nicht nur am Hauptaltar in der Pfarrkirche wurde täglich die hl. Messe gefeiert. Es gibt
lange Verzeichnisse, wann, wo und wie viele Messen oder Ämter zu halten waren. Die
vielen Stiftungen verpflichteten den Klerus „auf ewige Zeiten“, jährlich und z. T. sogar
wöchentlich zur Verrichtung von verschiedenen Zeremonien. So war genau festgelegt,
wann in der Pfarrkirche auf dem Katharina-Altar (nämlich dienstags und freitags5), auf
dem Nikolaus-Altar (mittwochs) und auf dem Georgen-Altar (donnerstags) Messe zu
lesen war. Es gab in Villanders sogar einen „Jahrtag“ für das Haus Österreich am Hoch Unser-Frauen-Tag (15. Augugst) und am St. Oswaldstag „soll dem Wolgebornen Freyhern (Oswald) von Wolkhenstain ain Jartag gehalten“ werden.6 In einigen Filialkirchen
waren auch wöchentliche Messfeiern angesetzt:
– montags in St. Moritz
– dienstags in St. Anna (erst ab 1840; vorher: samstags)
– donnerstags in St. Valentin
(früher, laut Kirchenkalender von 1590: freitags)
– freitags oder samstags ein Requiem in der Gruft (St.-Michels-Kirche).
Der Kirchenkalender von 1590 erwähnt u. a.: „Wiewol Sannct Johanns Capelln nit in die
Pfarr auf Villanders gehörig sein soll,7 ist doch ain yeder Pfarrherr daselbst schuldig, allda
bej Sanct Johanns jährlichen Nein Mössen (9 Messen) halten zu lassen.“
In Dreikirchen mussten um 1590 jährlich sechs Messen gelesen werden.
In Kollmann wurden an allen Quatember-Sonntagen Gottesdienste gehalten, zusätzlich
am Dreifaltigkeits-Sonntag (Kirchweihfest).

• Ein Vermerk im Kirchenkalender von 1590 beleuchtet, dass das Verhältnis zur Seelsorgestation8 Barbian nicht das beste war: Der Villanderer Pfarrer war verpflichtet, einen
„Gesellpriester“ jeden dritten Sonntag und an den Apostelfesten nach Barbian zu schicken. Dies wüssten die Barbianer aber nicht zu schätzen. Sie zahlten auch nicht mehr die
zehn Gulden. Der Benefiziat von Barbian war aber hingegen verpflichtet, immer, wenn
der Villanderer Pfarrer ihn gebraucht hat, unentgeltlich nach Villanders zu kommen.
• Ein bemerkenswerter Brauch wird 1562 erwähnt: An den beiden Frauentagen (15. 8.
und 8. 9.) wurde auf dem Friedhof Weizenbrot an die Armen verteilt.

Der „Gerichtsumgang“ am „Goldenen Freitag“
Am Tag nach dem Fronleichnamsfest, „Goldener Freitag“ genannt, war großer Festtag. Es
wurde eine Bittprozession in feierlicher Form um das „Gericht“ abgehalten. Sie wird auch
öfters als „Felderprozession am Goldenen Freitag“ erwähnt. Heute sagt man meist „Gerichtsumgang“ oder „Um’s Gericht giahn“.
Ein erster schriftlicher Hinweis auf diesen besonderen „Umgang“ ist im Kirchenkalender
von 1590 zu finden. 1611 heißt es: „Am Freitag nach dem heiligen Pluetstag beim üblichen Gerichtsumgang mit dem hochwürdigsten Sakrament wurde den Vorsängern ein Maß
Wein gespendet, macht 60 Kreuzer.“
Diese Prozession wollte immer das ganze Gemeindegebiet (die Pfarrei) einschließen. So
wurden schon 1708 in der neu erbauten Loretokapelle auf der Frag vier Evangelien für
diesen Tag gestiftet.10 Bis zur Erhebung Barbians zur Pfarrei (1903) führte der Prozessionsweg über Barbian.
Vom Jahre 1847 besitzen wir eine genaue Beschreibung, die hier zusammengefasst wiedergegeben werden soll.Bereits um 3 Uhr hat die große Glocke zum Weckruf geläutet.
Um 4 Uhr zogen die Priester mit dem Allerheiligsten, die Ministranten, die Sänger und viel
Volk nach dem Absingen der vier Evangelien unter feierlichem Geläut aus der Pfarrkirche
aus. Der Zug bewegte sich vom Dorf hinunter nach St. Valentin. Die Wege waren mit Erlen-,
Birken- und Zitterpappelstauden gesäumt, die Häuser mit Blumen, Heiligenbildern und
Kerzen geziert. Bei den Bildstöcken entlang des Weges und an fast jedem Bauernhof war
ein Altar errichtet, an welchem Halt gemacht wurde und Evangelien gesungen oder verlesen wurden (je nach Bezahlung). So kam es, dass bis zu 300-mal die Einleitungstexte der
vier Evangelien vorgetragen wurden. Es uferte derart aus, dass zunächst maximal sechs
und später vier Evangelien pro Station angenommen wurden. In St. Valentin, in der Loretokirche, in der Kuratiekirche Barbian und in Dreikirchen wurde auch eine hl. Messe gefeiert
(ab 1911 in St. Moritz und auf Pradell).
Zum Wegverlauf am Vormittag: Dorf – Gartler – Plabach – Holzerhöfe – Sturm – St. Valentin
– Röck – Tanötsch – Lanzin (Hl.-Kreuz-Kirche) – Frag (Loreto) – Straßer – Ampfing – Gelbenhaus – Kalchgruber – Fallinaich – Barbian – Palbitterhöfe – Dreikirchen.
Von der Frag weg begleitete die Musikkapelle die Prozession bis zum Siechenhaus.
Nach der Mittagspause in Dreikirchen ging die Prozession den beschwerlichen Weg über
den Flor nach Prackfied und hinauf zum Mohrn Barott. Dort am Wetterkreuz inmitten einer
Wiese war auch ein Feldaltar errichtet, wo Evangelien gelesen wurden. Vom Tal herauf bis
hierher ritt früher die Geistlichkeit.Der Weg ging dann weiter „an den obersten Wetterkreuzen entlang“ bis zum Rathof, Parndle und zum Glazner Knott. Dort auf dem prähistorischen Opferstein mit herrlicher Sicht auf die Dolomiten wurden ebenfalls die Evangelien
gelesen und der Segen über die ganze Gemeinde gesprochen. Der Weg von den Finkenhöfen hinunter zur Knappenkirche St. Anna war wieder beschwerlich. Nach einer Pause mit
Marende beim St.-Anna-Kirchlein zog die Prozession über Mair in Ums nach Gravetsch.
„In der Burgkapelle des altehrwürdigen Schlosses Gravötsch wurden die Evangelien gehalten. Im Schlosshof wartete bereits die Gemeindevertretung von Villanders, die Musikkapelle und viel Volk. Dann wallfahrtete der lange Zug der Pfarrkirche zu. Beim Gostner werden die Türen der Feldkapelle geöffnet und nun beginnt der Abschluss des Gerichtsumganges in der ganzen Feierlichkeit
des Fronleichnamsfestes. Der Pfarrer nimmt den Rauchmantel, die vier Evangelien werden
gesungen , die Schulkinder werden eingereiht , die
großen Kirchenfahnen werden erhoben und der Traghimmel herbeigebracht. Die noch lebendige Tracht der Villanderer bietet ein farbenfrohes Bild. In der vollbesetzten Pfarrkirche
wurde der Schlusssegen gehalten wie an höchsten Festen. Froh verlassen alle die Kirche,
Müdigkeit wird nicht mehr verspürt; alles hofft nach dem Gerichtskreuzgang auf Gottes Segen für das Bauernjahr.“
Wie bei vielen anderen Bräuchen gab es in den letzten Jahrzehnten auch beim Gerichtsumgang viele Änderungen. Seit 1965 werden keine Feldaltäre mehr aufgestellt. Seit 1968 geht der Weg nicht mehr bis auf die Frag (die ja am 15. 2. 1968 von der Pfarre Villanders
abgetrennt wurde) und somit auch nicht mehr auf die Staatsstraße hinunter, wo eine Prozession wegen des zunehmenden Verkehrs auch immer schwieriger wurde.

Die Festagsprozessionen
Zum Abschluss des 40-stündigen Gebets zu Pfingsten (zunächst am Pfingstdienstag, später
Pfingstmontag und heute am Pfingstsonntag), zu Fronleichnam, am Herz-Jesu-Sonntag,
am Fest Mariä Himmelfahrt und zum Rosenkranzfest (1. Sonntag im Oktober) findet eine
feierliche Prozession statt. Die feierlichste Prozession mit den vier gesungenen Evangelien
an eigens errichteten Feldaltären ist jene am Vormittag des Fronleichnamsfestes. Alle anderen Prozessionen wurden früher am Nachmittag abgehalten. Heute ist die Pfingstprozes-
133
sion die einzige, die am späten Nachmittag stattfindet.
Am 1. Sonntag im Juli, August und September wurde ein kleiner „Umgang“ gehalten. Das
war eine kurze Prozession ohne die großen Fahnen und die Statuen, die ober der Pfarrkirche zum Mesner-Stadele und zum Staudenhaus-Trog und von dort zurück zum Mesner
und unter der Michelskirche vorbei in die Kirche führte.
Bei längerer Trockenperiode oder nach zu niederschlagsreichen Zeiten ersuchten die Bauern den Pfarrer um die Abhaltung des „dreimaligen Umganges um den Friedhof“ wie zu
Allerheiligen. Diese Prozession wurde als „Seelenumgang“ bezeichnet. Dabei wurde um
gedeihliche Witterung gebetet.
Der Prozessionsweg um die Plunäcker wurde erst unter Pfarrer Andreata (1852–1856) eingeführt.16 Früher verlief der Weg zum Widum, den steilen Weg hinauf zum Steinacher und
Wirtl und von dort über Untergost (Frener) zurück in die Dorfgasse und zur Pfarrkirche. Die
gemauerte Nische mit der Abbildung zum Guten Hirten am alten Steinacher-Hof und der
Bildstock am sogenannten „Antlass-Platz“ unterm Gostner waren zwei der vier Feldaltäre
für die Fronleichnamsprozession.
Die Bruderschaften
So wie heute die vielen Vereine und Verbände das Freizeitgeschehen in einem Dorf mitgestalten, so waren früher die „Bruderschaften“ und „Messen-Bündnisse“, die das Leben in einer Pfarrei bunt und lebendig gehalten haben.
Im folgenden sollen die wichtigsten aufgelistet werden, die immer wieder in
alten Dokumenten (Stiftbriefe, Ablassbriefe, Satzungen ...) erwähnt werden:
• Dreifaltigkeitsbruderschaft
• Erzbruderschaft vom heiligsten und unbefleckten Herzen Maria zur Bekehrung der Sünder in der Pfarrkiche Villanders18
• Rosenkranzbruderschaft, 1621 bereits bestehend
• Christenlehrbruderschaft, 1757 auf der Frag gegründet
• St.-Barbara-Bruderschaft in Rotlahn für die Bergknappen seit 1772
• Bruderschaft Maria vom guten Rat seit 177719
• Herz-Jesu-Bruderschaft, 1857 errichtet
• Herz-Mariä-Bruderschaft, 1857 errichtet
•„Messebündnis für die Weiber in Villanders“ mit bischöflicher Genehmigung 1877
• St.-Michaels-Bruderschaft, ein Messenbündnis, das noch heute besteht.
Messenbündnisse, wie die St.-Michaels-Bruderschaft, der St.-Anna-Messenbund oder der
Seraphische Messbund zur Unterstützung der ausländischen Kapuziner-Missionen hielten
sich länger. Beliebt bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. war der Dritte Orden.20 Schon die
Kinder wurden an bruderschaftsähnliche Vereinigungen herangeführt. Ein Beispiel ist der
Kindheit-Jesu-Verein, dem mehr oder weniger alle Schulkinder beizutreten hatten. – Nachdem in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts aber viele der genannten Bruderschaften nicht
mehr viel Anklang fanden, wurden die Standesbündnisse für die Männer, Frauen, Jungmänner und Jungfrauen ins Leben gerufen. Weiters belebten und beleben z.T. heute noch
verschiedene kirchliche Vereine wie die Katholische Jungschar Südtirols, die Südtiroler Katholische Jugend, der Katholische Verband der Werktätigen und der Katholische Familienverband das Leben in der Pfarrei.


Quellen: Dorfbuch von Villanders

Wissenswertes:

1 Im Pfarrarchiv (B 86) liegt ein Schreiben der „Vorsteher und Gemeindsvertreter“ vom 12. April 1790 auf, mit welchem „an
den Hochfürstl. Bischöfl. Gnaden in Trient“ die „untertänigste gehorsamste Bitte um Wiedereinführung einiger althergebrachter Andachtsübungen“ herangetragen wird. Unter anderem ersucht man, zumindest einige der von Kaiser Joseph
II. abgeschafften Kreuzgänge wieder abhalten zu dürfen. All die verbotenen Kreuzgänge werden aufgelistet. Daraus ist
ersichtlich, dass viele dieser Kreuzgänge Jahrhunderte hindurch beibehalten wurden.
Übrigens: Die Villanderer haben schnell reagiert, um zu erreichen, dass die unter Joseph II. erlassenen Verbote wieder
aufgehoben würden. Denn Joseph II. war erst am 20. 2. 1790 verstorben. Diese Kreuzgänge sind alle auch schon im Kirchenkalender von 1590 erwähnt.
2 Dieser Kreuzgang wurde später fallen gelassen, weil wegen der notwendigen Übernachtung in Durnholz die Trennung
der Geschlechter nicht immer gewährleistet war. Im Schreiben vom 12. 4. 1790 ist aus-drücklich erwähnt, dass man beim
Kreuzgang nach Durnholz nicht mehr über Dreikirchen, sondern über den kürzesten Weg geht und nicht „über Nacht
ausbleibt“.
3 Diese als „Gerichtsumgang“ bekannte Bittprozession wird weiter unten ausführlicher behandelt.
4 Später zum Latzfonser Kreuz und ab 1935 für einige Jahre zum Toten. Vor einigen Jahren ist dieser Kreuzgang auf den
Toten (entlang der Kreuzwegstationen) von Pfarrer Mittelberger wieder eingeführt worden. Dieser Kreuzgang mit einem
Fest der Musikkapelle wird jeweils am letzten Sonntag im Juli abgehalten.
5 Die Messe am Freitag geht auf eine Stiftung vom 16. 10. 1328 durch Ekkehart „ab Vilanders von Munkenun“ zurück.
Dieser verspricht für sich und seine Erben für ewige Zeiten, jährlich aus seinem Hof am Ritten („auf dem Chofle“) zugunsten der Pfarrkirche von Villanders 100 Stück Käse zu liefern. Gegenleistung: jeden Freitag muss eine Messe auf dem
Katharinenaltar für Ekkeharts und seiner Vorfahren Seelen gesungen werden.
6 So im Kirchenkalender von 1590 vermerkt, also mehr als 100 Jahre nach dem Tode Oswalds von Wolkenstein.
7 Johanns gehörte bis zur Säkularisation zum Kloster Sonnenburg.
8 Barbian wurde erst 1682 zur Kuratie und 1903 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
9 Das Fronleichnamsfest wurde in Italien bis 1976 am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert, so wie heute noch in
Österreich und Deutschland. Ab 1977 wird dieser Festtag in Italien auf den 2. Sonntag nach Pfingsten verschoben. Seit-
1 Im Pfarrarchiv (B 86) liegt ein Schreiben der „Vorsteher und Gemeindsvertreter“ vom 12. April 1790 auf, mit welchem „an
den Hochfürstl. Bischöfl. Gnaden in Trient“ die „untertänigste gehorsamste Bitte um Wiedereinführung einiger althergebrachter Andachtsübungen“ herangetragen wird. Unter anderem ersucht man, zumindest einige der von Kaiser Joseph
II. abgeschafften Kreuzgänge wieder abhalten zu dürfen. All die verbotenen Kreuzgänge werden aufgelistet. Daraus ist
ersichtlich, dass viele dieser Kreuzgänge Jahrhunderte hindurch beibehalten wurden.
Übrigens: Die Villanderer haben schnell reagiert, um zu erreichen, dass die unter Joseph II. erlassenen Verbote wieder
aufgehoben würden. Denn Joseph II. war erst am 20. 2. 1790 verstorben. Diese Kreuzgänge sind alle auch schon im Kirchenkalender von 1590 erwähnt.
2 Dieser Kreuzgang wurde später fallen gelassen, weil wegen der notwendigen Übernachtung in Durnholz die Trennung
der Geschlechter nicht immer gewährleistet war. Im Schreiben vom 12. 4. 1790 ist aus-drücklich erwähnt, dass man beim
Kreuzgang nach Durnholz nicht mehr über Dreikirchen, sondern über den kürzesten Weg geht und nicht „über Nacht
ausbleibt“.
3 Diese als „Gerichtsumgang“ bekannte Bittprozession wird weiter unten ausführlicher behandelt.
4 Später zum Latzfonser Kreuz und ab 1935 für einige Jahre zum Toten. Vor einigen Jahren ist dieser Kreuzgang auf den
Toten (entlang der Kreuzwegstationen) von Pfarrer Mittelberger wieder eingeführt worden. Dieser Kreuzgang mit einem
Fest der Musikkapelle wird jeweils am letzten Sonntag im Juli abgehalten.
5 Die Messe am Freitag geht auf eine Stiftung vom 16. 10. 1328 durch Ekkehart „ab Vilanders von Munkenun“ zurück.
Dieser verspricht für sich und seine Erben für ewige Zeiten, jährlich aus seinem Hof am Ritten („auf dem Chofle“) zugunsten der Pfarrkirche von Villanders 100 Stück Käse zu liefern. Gegenleistung: jeden Freitag muss eine Messe auf dem
Katharinenaltar für Ekkeharts und seiner Vorfahren Seelen gesungen werden.
6 So im Kirchenkalender von 1590 vermerkt, also mehr als 100 Jahre nach dem Tode Oswalds von Wolkenstein.
7 Johanns gehörte bis zur Säkularisation zum Kloster Sonnenburg.
8 Barbian wurde erst 1682 zur Kuratie und 1903 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
9 Das Fronleichnamsfest wurde in Italien bis 1976 am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert, so wie heute noch in
Österreich und Deutschland. Ab 1977 wird dieser Festtag in Italien auf den 2. Sonntag nach Pfingsten verschoben. Seit-
her ist der Gerichtsumgang samstags, also am Tag vor dem Fronleichnamsfest.
10 Pfarrarchiv B 19; die Loretokirche wurde 1703 vollendet.
11 Frühmesser Josef Schguanin hat den Villanderer Gerichtsumgang im Schlern 1966, S. 280 ff., ausführlich beschrieben.
Schguanin, der 24 Jahre hindurch immer den ganzen Rundweg mitgegangen ist, ist wohl wie kein anderer Gewährsmann für die Beschreibung dieses alten Brauchs.
12 Nach 1911 wurde für einige Jahre ein stark verkürzter Umgang im Gegenuhrzeigersinn abgehalten: Villanderer Dorf – St.
Valentin – Gravetsch – Wegscheid – Gunznei – Rasigl – Ötzer – Pfrad – Unterspreng – Pradell – Bacher – Margge – Sauders und über die Lahne ins Dorf zurück. Doch bald schon ging man wieder den alten Weg über die Frag und die Landstaße am Eisack, allerdings vom Kalkgruber hinauf nach Sauders und über Atz, Malsett und Pairer nach Pradell. Dort Mittagsrast. Um 12 Uhr Auszug von Pradell, über den Sauderer Weg über Putz, Greit, Unterspreng bis zum Mohrn Barott,
dann über die Wiesler zum Rathof, Parndle und die Finkenhöfe nach St. Anna; dort Marende; hernach über Mair in Ums,
Gravetsch, Malsetscher Bild, Mair an der Lahn und Gost (mit feierlichem Evangelium am Bildstock des „Antlass-Platzes“)
zurück ins Dorf.
13 Erst Pfarrer Bertagnolli verzichtete auf das Reiten.
14 J. Schguanin, Der Villanderer Gerichtsumgang, in Schlern 1966, S. 281.
15 Von 1968 bis 1984 verlief der Prozessionsweg in der Früh (ab 6 Uhr) über die Landesstraße bis nach St. Valentin und über
den alten Weg zurück ins Dorf, von dort über die Lahne nach Sauders. Ab 1985 zieht die Prozession von St. Valentin über
den neuerrichteten Steig vom Oberholzer über Trenner, Stattleitner und die Furnerhöfe ins Sauderer Dörfl. Ab St. Moritz
verläuft der Weg wie eh und je nach Pradell und ins Oberland weiter.

Schützenkompanie Anton von Gasteiger Villanders | Süd-Tirol
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