Dr. Anton von Gasteiger zu Rabenstein und Kobach | Villanders | Süd-Tirol CD Mut zur Treue kaufen
  • Schützenkompanie Villanders - Anton von Gasteiger | Süd-Tirol | Südtirol
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Ehrensalve

 

                        DIE SALVE DER SCHÜTZEN UNTER DEN AUGEN

 

Der ehemalige Bischof von Innsbruck Reinhold Stecher ist hoch geachtet, beliebt, verehrt. Er ist bekannt als ein Mann des gewählten Wortes, das gilt und den Ton trifft, weil er dem Volk aufs Maul schaut. Reinhold Stecher ist 1941 von der Gestapo inhaftiert und zur Wehrmacht eingezogen worden; den Zweiten Weltkrieg hat er als Soldat mitgemacht.

 

Lesen Sie, was dieser Bischof den Schützen ins Stammbuch schreibt; es ist einfach großartig:

„Ein Bischof gilt nicht gerade als Experte fürs militärische Zeremoniell; ich habe es auch nie als solches empfunden, wenn ich die Fronten der Tiroler Schützenkompanien abschreiten durfte. Es war mir immer bewusst, dass von den  Gewehren der Schützen keinerlei Gefahr ausgeht, dass die Säbel der Schützenoffiziere keine Schärfe haben, dass die zur Schau gestellte Disziplin der Schützen nicht eine Schlachtenreihe bildet, und dass die Ehrensalven der Schützen überhaupt keinen Bezug zu dem mörderischen Trommelfeuer des Krieges haben, durch das ich einmal gehen musste.

Nein, die Schützen in Tirol bilden keine heimlichen Herde kriegerischer Gesinnung, wie es manche übereifrige Friedensideologen hier und da vermuten. In den seidenen Fahnen und den Erinnerungsbändern knistert etwas ganz anderes, denn der Wind, der über die Federn und Blumensträußchen auf den Hüten der Schützen spielt, ist viel milderer Art. Ich darf für dieses mein Urteil Glaubwürdigkeit beanspruchen, denn ich habe das, was man Militarismus nennt, bis zur Neige kennen gelernt, und es ist mir eine Allergie dafür geblieben.

Ich habe auch darüber nachgedacht, was die Schützen in den bunten Reihen, die von überall her kommen, letztlich verbindet: Die droben vom Bergbauernhof und die drunten vom Supermarkt, die von der Hotelrezeption und die von der Autobahn-Mautstelle, die vom Industriebetrieb und die von der Tischlerwerkstatt, von der Gemeindestube und vom Postamt, vom Landhaus und von der Klinik. Was sie alle zusammenhält, kann man mit einem Wort ausdrücken: Die Heimat.

„Heimat“ ist auch am Anfang dieses Jahrtausends ein sanftes, bedeutungsschweres und hochaktuelles Wort geblieben, ein „sanftes“, weil ein halbes Jahrhundert Frieden die patriotisch-heroischen Untertöne abklingen ließ. „Heimat“, bedeutungsschwer und aktuell ist dieses Wort durch die Entwicklung der Gesellschaft geworden.

Die gnadenlose Technisierung, die wachsende Anonymität und Vereinsamung der Menschen in der Massengesellschaft, die Entpersönlichung und Einebnung des Daseins unter den Walzen des Konsums und der täglichen Informationsflut, und nicht zuletzt das ständige Erlebnis heimatloser Menschen. Das alles hat uns neu entdecken lassen, was es heißt, in erlebbaren Gemeinschaften und vertrauten Welten leben zu dürfen, Kameradschaft, Fest, gemeinsame Aktion und lebendige Gemeinde zu erfahren und sich die Identität eines Landes zu bewahren, das man – trotz aller menschlichen Defizite, die es auch bei uns immer gibt– doch als einen wunderbaren Lebensraum begrüßt.

Diese Freude an der Heimat formt heute die Schützenkompanien, holt immer wieder neue Generationen in den Verband, birgt sich in den Falten der alten Fahnen und schenkt den Festen der Dörfer und Bezirke einen schönen Rahmen. Es gibt sicher noch andere Motivationen: Solche der Kulturpflege und Kapellenrenovierungen, der Geselligkeit und der religiösen Ehrfurcht, die das Schützenwesen vor dem Leerlauf einer Nur-mehr-Tradition bewahren können. Aber die Heimatliebe bleibt ein wesentliches Element.

Nach den Erhebungen eines renommierten Institutes in Deutschland zeigt ein herzliches „Ja“ zur Heimat auch eine erhöhte Wertorientierung in anderen Bereichen an, bildet einen Damm gegen Vermassung und Isolation und mildert gleichzeitig auch den Generationenkonflikt, weil eben vom Fähnrich bis zum letzten Jungschützen alle Altersstufen in einem Miteinander verbunden sind.

Überall, wo ein Stück vertraute Welt aufgebaut wird, wächst die Lebensqualität, und überall, wo auf dieser Erde ein Stück Heimat geschaffen wird, verdichtet sich die Erinnerung an die Wahrheit, dass der Mensch immer auf dem Weg in eine letzte Heimat ist: In den Kinderbeinen, die über die Wiesen tollen, in den mühsamen Schritten des Alten, der sich am Stock weitertastet, im zügigen Schritt des Bergsteigers wie im bedächtigen des Wallfahrers – und eben auch im rhythmischen Marschtritt der Schützenkompanie, die durchs Dorf zieht.“

2008 urlaubte der Papst in Brixen und freute sich über die Ehrensalve der Brixener Kompanie. Jahre zuvor durften Schützen zu seinen Ehren im Damasushof des Vatikans selbst eine Ehrensalve abfeuern. Wenn ich gegen Schützen etwas hätte, müsste ich auch gegen Sportschützen etwas haben.

 

Dr. Paul Rainer, Landeskurat

 

 

Das Wort „Ehrensalve“ bedeutet nichts anderes als Ehrengruß. Sie ist die größte Ehrerbietung, die eine Schützenkompanie erweisen kann. Salven werden abgefeuert zu Ehren Gottes, bei Prozessionen,  im Gedenken an die Toten, bei Begräbnissen und bei Heldengedenkfeiern.  Außerdem wurde auch eine Ehrensalve bei der Bischofsweihe abgefeuert.

Sogar der Papst bestand darauf, dass Bayrische Gebirgsschützen im Vatikan ihm eine Ehrensalve schossen.Auch beim Papstbesuch in Brixen bestand der Hl. Vater darauf, dass die Schützenkompanie von Brixen ihm eine Ehrensalve abfeuerte. Trotz Ablehnung der italienischen Regierung setzte sich der damalige Bischof Wilhelm Egger sehr stark für eine Ehrensalve ein und der Papst erfreute sich über die für ihm geschossene Ehrensalve sehr.

Es ist eine alte ehrwürdige Tradition, die nach 80jährigem Verbot und nach fast 90 Jahren auch wieder hier in Villanders eingeführt wurde.  Was früher selbstverständlich war, sollte heute auch  noch gelten!

. Unsere historischen Waffen sind ein Zeichen für die Treue und Verbundenheit zu Glaube und Heimat. Die Generaldecharge bei einer Feldmesse oder Prozession ist wie der traditionelle Böller eine Geste höchster Ehrerweisung für unseren Herrgott oder die letzte Ehrerbietung am Grabe eines Verstorbenen Kameraden.  Der Tiroler Schützenbrauch ist eng mit dem kirchlichen Brauchtum verknüpft und soll von manchen Gegnern nicht ins falsche Licht gerückt werden und als Kriegserklärung, an wen auch immer, gesehen werden.

Es wird eine Frage der Zeit sein, dass – wie man sich schon daran gewöhnt hat, den Schützenoffizier mit seinem Säbel aufmarschieren zu sehen –  so auch der Schütze mit seinem Gewehr wieder zum vertrauten Anblick wird, bei dem nicht Gedanken an Krieg und Feindschaft sondern ein wohliges Gefühl von Tradition und Heimat wach wird – so wie es in der nördlichen Tiroler Landeshälfte seit eh und je der Fall ist. Was früher selbstverständlich war, sollte heute auch  noch gelten!